Vereinschronik der Narren der Bergstaaten

Der Verein in Zahlen

  • Gründungsdatum: Dezember 1973
  • eingetragener Verein seit: 3. August 1975
  • Mitgliederzahl insgesamt: 455 (Stand 02.04.2024)
  • Mitglieder aktiv in Gruppen: 158 (Stand 02.04.2024)

Gründung

An der Nahtstelle zwischen rheinischer und alemannischer Fastnacht entstand im Jahr 1973 der heute vielseitig engagierte Verein. Beim gemütlichen Zusammensein im Gasthaus Buchkopf kamen einige am Schwarzwasen und am Buchkopf wohnende Bühlertäler unter der Führung von Klaus Zink auf die Idee, die traditionsreiche Bühlertäler Fastnacht auch in Bühlertals abgelegenen Zinken neu aufleben zu lassen. Schon im folgenden Jahr wurde ein Umzug ins Leben gerufen, der sich vom Buchkopf über den Schwarzwasen bis zum Gasthaus Schöne Aussicht am Denni schlängelte also immer entlang der Bühlertäler Berge. Hieraus entstand schließlich der Name des Vereins: Narren der Bergstaaten Bühlertal. Vervollständigt wurde die Fastnachtskampagne durch die Prunksitzung im Gasthaus Immenstein in Neusatzeck. Die Begeisterung der Besucher führte schließlich dazu, dass man sich schon im zweiten Jahr nach der Gründung entschloss, dem Verein Narren der Bergstaaten eine ordentliche Satzung zu geben und den Verein ins Vereinsregister eintragen zu lassen. Die "Narrenkapp" in den badischen Vereinsfarben gelb und rot wurde zum Wappen des Vereins und ziert heute unter anderem den Orden, den alle Vorstandmitglieder tragen. Die in den Anfangsjahren im Gasthaus Immenstein stattfindende Prunksitzung war stets so gut besucht, dass meist schon ab dem Vormittag die Plätze im Gasthaus für die Abendveranstaltung reserviert wurden. Da das Freihalten der Plätze durstig macht, bekam manch ein Gast am Abend vor lauter Reservierungsstress gar nichts mehr von der Veranstaltung mit.

Umzug am Schwarzwasen

Von 1974 bis 1990 veranstalteten die Narren der Bergstaaten einen Umzug, der sich vom Buchkopf über den Schwarzwasen bis zum Gasthaus „Schöne Aussicht“ schlängelte. Zunächst nur als Kinderumzug geplant und durchgeführt, wurde daraus ein beliebter Umzug mit den Vorläufern der heutigen Waldmännle, Völlersteiner und Bohnenstädtler. Farbenfrohe, kreative Gruppen mit unterschiedlichem Motto sowie politisch geprägte Motivwägen zogen durch die Straßen und begeisterten die Zuschauer. Zu diesem Anlass wurde auch der erste Komitteewagen der Bergstaaten gebaut. Eine Kutsche mit weißen Rössern, so das Motiv, zog die Vorstandschaft durch die Straßen Bühlertals. Dieses Motiv wird auch heute noch für den Narrenwagen verwendet. Mit dem Rosenmontagsumzug der Fastnachtsvereinigung Bühlertal wurde dieser Umzug am Schwarzwasen 1990 eingestellt.


Die Berggeister

Bereits 1977 kamen als eigenständige Maskengruppe die Berggeister hinzu. Sie verkörperten den alemannischen Teil der Fastnacht. Ihr Häs besteht aus Sackleinen, die Maske aus Wurzeln, die innen ausgehöhlt wurden. Häs und Maske sind mit Moos, Rinde, Pilzen und Gräsern verziert und werden jedes Jahr neu aufgearbeitet. Die Idee zu der Gruppe stammte von Bernhard Geißler, der mit den Berggeistern schon von Anfang an mit Urgeschrei, Knüppelschlägen und Gesängen für die Austreibung des Winters sorgte.


Das Straßenfest am Schwarzwasen

Im Jahr 1977 war es so weit. Das erste Straßenfest am Schwarzwasen konnte dank der tatkräftigen Unterstützung zahlreicher Vereinsaktiven stattfinden. Es wurden liebevoll Garagen geschmückt, große Zelte gestellt und zahlreiche Stände aufgebaut. Und das wurde zum Erfolgskonzept für die nächsten 22 Jahre. Jedes Jahr im August strömten die Besucher aus nah und fern zum Straßenfest der Bergstaaten, das traditionell mit dem Fassanstich des Bühlertäler Bürgermeisters eröffnet wurde. Neben dem gespendeten 1.Fass Bier konnten die Festbesucher ihren Durst auch am legendären „Weinbrunnen“ oder in der Bar stillen. Und kulinarisch wurde auch Einiges geboten. Ob im Bierzelt, in der Kaffeestub‘ oder in der Vesperstub‘ - für jeden großen und kleinen Gast, bzw. Hunger war etwas dabei. Auch die jungen Besucher kamen auf ihre Kosten. Jedes Jahr wurden neue Theaterstücke im eigens angefertigten Kasperletheater gespielt. Die Kinder konnten die Vorstellungen kaum erwarten und waren stets mit voller Begeisterung dabei, wenn Kasperle seine Freunde vor dem Räuber und dem Krokodil rettete. Begehrt waren auch das Glücksrad, das „Stupfbrett“ und insbesondere das Hamsterrennen. Jeder Nummernbesitzer fieberte mit, wenn „Willi go“ sein passendes Häuschen suchte. Trotz großer Beliebtheit mussten die Narren der Bergstaaten nach 22 Jahren das Fest zum letzten Mal einläuten. Die gewachsene Festgröße und die damit verbundenen Auflagen waren allein durch einen Verein nicht mehr zu stemmen. Rückblickend war das Straßenfest eine erfolgreiche Institution seiner Zeit, auf die der Verein noch heute stolz sein kann.


Die Bergstaaten-Fußballer

Anlässlich des ersten Bühlertäler Fußball Vereinsturniers, das der Sportverein Bühlertal 1978 ins Leben rief, gründeten sich die Bergstaaten-Fußballer. In den drei folgenden Jahren belegten Sie stets die vorderen Plätze des heimischen Turniers. 1980 gewannen die Bergstaaten-Fußballer das Großfeldturnier. In den folgenden Jahren besuchten die Fußballer, durch den Erfolg ermutigt, zahlreiche Groß- und Kleinfeldturniere und vertreten seither den Verein in der gesamten Region.


ONB

Im Jahre 1981 wurden die Narren der Bergstaaten Bühlertal unter Ihrem damaligen Vorsitzenden Klaus Zink Mitbegründer des ONB. Im Jahr 2013 folgte der Austritt. Seit 2018 sind die Narren der Bergstaaten wieder Mitglied im Ortenauer Narrenbund.

Die Funkengarden

1983 wurde ein lang gehegter Wunsch der Vereinsführung realisiert: Die Gründung einer eigenen Funkengarde. Auch diese Garde hat sich weiterentwickelt und wurde unter der langjährigen Leitung von Michael Barbian bis auf drei Garden (Rote Garde, Gelbe Garde und Jungfunken) mit zusammen ca. 40 Tänzerinnen und zwei Nachwuchsgruppen für Mädchen ab 7 Jahre ausgebaut. Insgesamt sind heute sechs Trainer und Trainerinnen für die insgesamt über 60 tanzenden Mädchen im Einsatz.


Vereinsprojekte

Von Anfang an prägte die Öffentlichkeitsarbeit das Vereinsgeschehen. So kam es, dass durch den erwirtschafteten Gewinn bei Vereinsveranstaltungen, Spenden für allgemeinnützige Projekte möglich waren.

Dazu zählt neben dem Spielplatzbau in der Albert-Schneble-Straße das Kreuz für den Seitenaltar in der Liebfrauenkirche Bühlertal. Bernhard Geißler, Ehrenmitglied der Narren der Bergstaaten, leistet für die Kirchengemeinde durch das von ihm geschnitzte Kreuz einen ganz besonderen Beitrag.


Zu den vielfältigen ehrenamtlichen Tätigkeiten des Vereins gehörte auch der Bau des Spielplatzes in der Albert-Schnebele-Straße in Bühlertal. Auf dem von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Gelände konnte man im Herbst 1981 mit den Bauarbeiten beginnen. Der Verein stellte sämtliche Helfer, Maschinen, Geräte und das Baumaterial. Dank etlicher Arbeitsstunden der Vereinsmitglieder und durch Mithilfe einiger Firmen entstand nach etwa zweijähriger Bauzeit ein Spielplatz für Kleinkinder mit Bolzplatz. Der Spielplatz wurde am 21. Mai 1983 offiziell eingeweiht und in die Obhut der Gemeinde übergeben. Darüber berichtete damals sogar die BILD-Zeitung. Für den geleisteten Einsatz wurden die Narren der Bergstaaten mit einer Medaille für „hervorragende Leistung einer Bürgerinitiative“ des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. Nach 22 Jahren wurde der Spielplatz im Herbst 2005 aufwendig saniert und mit einem Richtfest im Narrehiesl eingeweiht. Seit jeher wird der Spielplatz rege von Kindern besucht und ist ab und an Veranstaltungsort für unser Kinderferienprogramm.


Der Fanfarenzug

1988 kam als weitere Gruppe der Fanfarenzug der Narren der Bergstaaten Bühlertal hinzu. Unter der Leitung des damals 18-jährigen Hans-Jörg Kist begannen die Proben für den ersten öffentlichen Auftritt, der 1990 im Rahmen des Ortenauer Narrentages, der von den Bergstaaten ausgerichtet worden ist, stattfand. Mit 27 Mitgliedern hat sich der Fanfarenzug inzwischen als eine Stütze des aktiven Vereinslebens bewährt, der auch außerhalb der närrischen Zeit den Verein und die Farben Bühlertals im ganzen Umland vertritt.


Kapplerwaldfest

Für Wanderer und Radfahrer, die am 1. Mai unterwegs waren, hatten die Narren der Bergstaaten das Kapplerwaldfest ins Leben gerufen. Rustikal auf Festbänken, mitten im Kapplerwald, fand das Fest alljährlich bei schönem Wetter statt. Bei leckerem Grillgut konnten sich die Besucher stärken und bei einem Bier oder Wein bei den Bergstaaten verweilen. Die Lage, das Angebot anderer Festplätze und die mangelnden sanitären Anlagen im Wald führten allerdings dazu, dass das Fest 1996 zum letzten Mal stattfand.


Bau des Narrehiesl

Lange Jahre schon suchte die Gemeinde Bühlertal nach einer neuen Nutzung des ehemaligen Bürogebäudes des Sägewerks Kern, das sich in einem erbärmlichen baulichen Zustand befand. 1993 einigten sich die Gemeinde und Narren der Bergstaaten darauf, dass die Bergstaaten das Haus in Eigenleistung sanieren sollten und dafür 25 Jahre mit frei überlassen bekommen. Mit vielen Helfern machte sich der Verein ans Werk. Für die Baukosten erhielt der Verein zwar einen Zuschuss in Höhe von ca. 1/3 der Gesamtkosten, trotzdem verlangte die selbst gestellte Aufgabe auch finanziell einen großen Beitrag aus der Vereinskasse. 1994 wurde das sanierte Gebäude im Rahmen einer kleinen Feier offiziell seiner Nutzung als Vereinsheim, Requisitenlager und Probenraum übergeben. Das ehemals verwahrloste Gebäude bereichert nun wieder das Ortsbild Bühlertals.


Die Keschdebengler

Zehn Jahre später, 1998 wurde schließlich die bis heute jüngste Gruppe der Bergstaaten ins Leben gerufen: Die Keschdebengler. Die Figur entstand aus dem Bezug zu den in Bühlertals Zinken auch heute noch reichhaltig anzutreffenden Kastanienwäldern und der alten Tradition, mit Holzknüppeln, den "Bengeln" die Kastanien ("Keschde") von den Bäumen zu schlagen und zu sammeln. Eine geschnitzte Maske in Form eines "Keschdeigels" und ein dazu farblich abgestimmtes Häs bilden das Kostüm der Gruppe, die inzwischen schon 28 Mitglieder hat und vor allem Jugendlichen ein Hineinwachsen in den Verein ermöglicht.


Tanz in den Mai

Um die Tradition des 1. Maihock aufrechtzuerhalten, veranstalteten die Narren der Bergstaaten einen „Tanz in den Mai“ mit einem Hock am darauf folgenden 1. Mai beim Haus des Gastes in Bühlertal. Im Jahr 2001 und 2002 erlebten zahlreiche Besuche schöne Stunden an beiden Veranstaltungen.


Schmutziger Donnerstag

Der Schmudo, also der schmutzige Donnerstag, hat eine lange Tradition in Bühlertal. Bereits in den Anfänger der Vereinsgeschichte wurde der Hemdglunkerlesball“ im Berggasthof Immenstein veranstaltet. Später wurde dann ein gemeinsamer Büttenabend im Haus des Gastes von den ersten Fastnachtsvereinen in Bühlertal ins Leben gerufen, der bis heute seinen festen Platz im Terminkalender der Fastnachtsvereine hat. In den letzten Jahren hat sich der Schmudo zu einer reinen Tanzveranstaltung entwickelt, die auch von den Tanzgruppen der Bergstaaten mitgestaltet wird. Meistens bildet der Besuch der Veranstaltung den Abschluss eines ereignisreichen Tages.

 

Die Narren der Bergstaaten gestalteten den Schmudo aber auch schon auf vielfältige Weise. Der Fanfarenzug war zum Beispiel in seiner aktiven Zeit bereits in den frühen Morgenstunden mit Trommeln und Trompeten in Bühlertals Straßen unterwegs, um die Bühlertäler zu wecken. Mit der Stürmung des Schulhauses entließ die Vorstandschaft die Kinder der Dr. Josef-Schofer-Schule in ihre ersehnten Faschingsferien und überraschten sie mit einer Süßigkeit. Auf Einladung des Landrats Jürgen Bäuerle war die Garde auch schon bei der Veranstaltung im Landratsamt in Rastatt auf der Bühne oder begeisterte die Senioren im Seniorenzentrum Bühlertal mit ihrer Tanzeinlage. Auf jeden Fall ist der Verein seit Anbeginn bei der Stürmung des Bühlertäler Rathauses dabei. Zuletzt traf man sich vorab zum Frühstück im Narrehiesl und nahm gemeinsam bei der offiziellen Rathausstürmung und der folgenden Veranstaltung für die Kindergartenkinder im Haus des Gastes teil.

Showtanzgruppe "On Fire"

Die Tanzgruppe OnFire hat sich 2007 aus Mitgliedern der ehemaligen Roten Garde und externen Tänzerinnen gebildet. Mit der erfahrenen Trainerin Diana Gulyas wurde im ersten Jahr das Feuer für den Showtanz „Superhelden“ entfacht. Als Batman, Spiderman und Superman sagten die Tänzerinnen dem Bösen den Kampf an. Nach ihrem Premierejahr folgten Tänze zu den Mottos Feuerwehr, Baywatch, Mumien und Kleopatra, Holland und Moulin Rouge. Der letzte Tanz wurde 2013 unter dem Motto „Ghost“ choreografisch umgesetzt.